Blog

VIOLA:
Die erste Station unserer Reise nach Israel/Palästina war Nazareth. Nachdem wir einen Abend Zeit hatten, in Israel anzukommen und die ersten Eindrücke des Landes aufzusaugen, fuhren wir am nächsten Morgen in das SOS-Kinderdorf Migdal Haemek (Megadim), welches etwas außerhalb von Nazareth gelegen ist. Ich war aufgeregt, noch nie zuvor ist eine von uns in einem SOS-Kinderdorf gewesen, und ich hatte keine Ahnung, wie wir dort empfangen werden würden, was für Kinder auf uns warteten und wie der Nachmittag ablaufen sollte. Nach wenigen Minuten jedoch entspannte ich mich, eine der Leiterinnen des Dorfes empfing uns sehr freundlich mit Tee, Kaffee und Keksen und wir nahmen uns Zeit, um voneinander zu erzählen und alle wichtigen Informationen über das Kinderdorf zu erfahren. Wir stellten viele Fragen: Woher kommen die Kinder, wie alt sind sie, warum wohnen sie hier? Und wie unterstützt der Staat Israel die Organisation SOS?

Darauf folgte eine Führung durch das Dorf, neben den sogenannten „Mishpacha“ (hebräisch=Familie, den Häusern der SOS-Familien) gibt es dort eine große Gemeinschaftshalle mit Bühne und einem eignen kleinen Tonstudio, in dem fleißig Gitarre gespielt wird, eine Bibliothek und einen Lernraum mit Computern, wo die Kinder mit Sozialarbeitern des Dorfes zusammen Hausaufgaben machen. Wir durften auch eines der Häuser von innen besuchen und eine SOS-Mutter zeigte uns die Zimmer ihrer Schützlinge, die sie sich jeweils zu zweit teilen. Ein wenig seltsam kamen wir uns in dieser Situation schon vor, wie Zoobesucher. Trotzdem, es ist wichtig ein reales Bild von dem zu haben, für das man sich engagiert und von dem man später erzählen will.

In der Halle warteten dann schon die ersten Kinder auf uns, wir haben dort zwei Workshops mit Kindern unterschiedlicher Altersstufen gemacht. Die erste, ältere Gruppe war eine Herausforderung. Viele Faktoren kamen zusammen: Unser erster Workshop mit Kindern überhaupt, eine Sprachbarriere ohne richtigen Übersetzer, unsere Aufregung und Unsicherheit, die geringe Aufmerksamkeitsspanne der Kinder, ihr teilweise auffälliges Verhalten und ein unheimlicher Lautstärkepegel. Es gab wirklich viel auf einmal zu meistern. Wir hatten uns natürlich vorbereitet und einige Aktionen überlegt, mussten aber anhand der Gegebenheiten und mangels Erfahrung viel improvisieren, Spiele abwandeln, abkürzen oder verlängern, je nach Gefühl. Es war aber nicht nur anstrengend, sondern auch ein Riesenspaß. Die Kinder haben viel zurückgegeben, waren aktiv dabei, haben uns aber auch deutlich zu spüren gegeben, wenn etwas zu viel war. Wir haben unheimlich viel bei diesem Workshop für die später folgenden gelernt. Und trotz des kleinen Chaos' in der Ausprobierphase konnten wir die Kinder für uns gewinnen, motivieren und zum Singen und Bewegen inspirieren. Am Ende haben alle gesungen und wollten gar nicht mehr aufhören. Als wir ihnen am Ende noch einiges von uns vorgesungen haben, haben wir uns alle sehr wohl miteinander gefühlt und es gab eine anregende Frage- und Austauschrunde. Nachdem dieser erste Schritt gemeistert war, fiel uns der zweite Workshop mit den jüngeren Kindern schon viel leichter und wir haben gleich ein paar Vorgehensweisen verbessern können.

Im Auto zurück nach Nazareth war ich völlig fertig, körperlich und auch mental. Gleichzeitig breitete sich aber ein warmes und zufriedenes Gefühl aus. Ich fühlte mich bereichert und stolz auf uns. Aber ich hatte nicht nur das Gefühl viel mitgenommen, sondern auch wirklich etwas in den Kindern hinterlassen zu haben.

Zurück